Es war einmal ...

15.12.2010

Bäume und Mythologie

Sie entstanden vor mehr als 300 Millionen Jahren, sie haben Kriege, Unwetter und Epidemien überstanden: Bäume gehören zu den ältesten Lebewesen auf unserem Planeten. Erst sehr viel später kamen die Menschen hinzu, die nach der nordischen Mythologie von den Göttern sogar aus Bäumen - der Mann aus Ask (Esche) und die Frau aus Embla (Ulme) - geschaffen wurden. Früher hielt man vor allem freiwachsende alte Bäume für beseelt und sah sie als Wohnsitz von Nymphen, Hexen, Göttern oder Geistern, die wisperten, wenn der Wind durch die Blätter fuhr. Bäume wuchsen aber nicht nur in Wald und Flur: Auch als Herzstück im eigenen Garten hat der Baum eine lange Tradition und wurde ursprünglich als Schutzmacht, Schattenspender, Blitzableiter und je nach Baum als Nahrungsquelle gepflanzt. Symbolische Bedeutung erhielt das Pflanzen eines Baumes zur Hochzeit oder der Geburt eines Kindes. Bäume dienen damals wie heute allerdings auch als Bereicherung des Gartens und als lebendiges Zeichen einer Haltung zum Leben. Mit seiner Größe gibt ein Baum - zusammen mit anderen Gehölzen - dem Garten ein klares Gerüst sowie einen unverwechselbaren Charakter. Außerdem kann er aufs Schönste das Spiel der Jahreszeiten zeigen: Im Frühjahr zieren ihn eine Fülle an Blüten, im Sommer Blatt- oder Nadelwerk, im Herbst Früchte und leuchtendes Herbstlaub, im Winter pudrige Mützen aus Schnee.

Die Sorge vor zu starkem Wachstum ist heute überflüssig: Glücklicherweise gibt es viele Varianten, quasi für jeden Garten den passenden Baum! Das Spektrum umfasst die unterschiedlichsten Größen und Formen. Es gibt Bäume mit lockerem, offenem Wuchs, aber auch zum Beispiel Sorten mit kugel- oder säulenförmigen Kronen, die wenig Platz benötigen. Bei der Wahl des „Baums für Leben" muss dann nur noch der Standort hinsichtlich Bodenart, Lichtverhältnissen usw. berücksichtigt werden und schon wächst ein magischer Riese oder Zwerg heran, der später so manche Geschichte zu erzählen weiß!

Hausbäume erzählen Geschichte(n)

Die Kelten glaubten an ein Paradies, das jenseits des Sonnenuntergangs im äußersten Westen lag: Avalon, das Apfelland. Nur die Herrin, die Licht- und Todesgöttin Morgaine, konnte Einlass gewähren. Wenn etwa ein König starb, übergab sie diesem einen magischen Apfel oder blühenden Apfelzweig, der den Sterbenden in das paradiesische Land der Jugend führte. Bei den Schamanen galt die Birke (Betula) als kosmischer Weltenbaum, der den Menschen das Leben schenkte. Wenn er beispielsweise um die Genesung eines Kranken bitten wollte, kletterte der Schamane in Trance eine Birke hinauf und schnitt symbolisch für die Himmelsphären neun Kerben in den Stamm des heiligen Baumes. Diese sollten ihm den Weg zu den Göttern bahnen. Bis heute besitzt die Birke eine hohe Symbolkraft, die wohl nicht zuletzt auf ihr ungewöhnliches Markenzeichen zurückgeht: die auffallend helle Rinde, verursacht durch den weißen Farbstoff Betulin, der den Baum gegen Tierfraß und Nässe schützt.

Die passen gut in den Garten!

Vom Apfelbaum und auch von der Birke gibt es kleinbleibende Formen, wie den Zierapfel (Malus) und die Echte Hängebirke (Betula pendula 'Youngii'). Letztere wird nur etwa vier bis sechs Meter hoch und bildet eine schirmartige Krone mit mähnenartig weit herabhängenden Zweigen. Ebenso bestens für den Garten geeignet: der lichthungrige Wacholder (Juniperus-Sorten) mit grünen, gelben oder blauen Nadeln, die das ganze Jahr über an den Zweigen bleiben und dicht an dicht wachsen. Wacholder wird bereits auf altägyptischen Papyrusrollen zu den wichtigsten Heilpflanzen gezählt. Heute würzen seine getrockneten, im Herbst reifenden schwarzblauen Scheinbeeren zum Beispiel herzhafte Fleisch- und Gemüsegerichte. Früher glaubte man, in Wacholderbäumen wohnten bis zu ihrer Wiedergeburt die Seelen der Verstorbenen. Auf der Insel Rügen war es bis in das 19. Jahrhundert hinein Brauch, beim Hausbau einen Wacholderast in das Fundament zu stecken, um den Teufel fernzuhalten. Auch die Eberesche (Sorbus aucuparia) besitzt die Kraft, Fluch und Unglück fernzuhalten, will man den keltischen Druiden Glauben schenken. Sie ist anspruchslos, frosthart und braucht lediglich genügend Licht. Im Herbst verfärben sich die Blätter leuchtend gelb bis tiefrot und von August bis in den Dezember hinein trägt sie korallenrote Früchte. Es gibt eine Vielzahl interessanter Ebereschen-Arten und -Sorten mit auffallenden Früchten und eindrucksvoller Herbstfärbung, die als Baum oder Strauch den Garten verschönern.

Baum und Mensch

Ein ausdrucksstarker immergrüner Baum mit Geschichte für den eigenen Garten ist die beerentragende Eibe (Taxus baccata), die sich bestens in Form schneiden lässt. Im Althochdeutschen wurde die Eibe „Iwa" genannt, was sich von „Ewa" ableitet und „Ewigkeit" bedeutet, denn die immergrünen Nadeln galten als Symbol für das ewige Leben. Besonders im Winter sorgt auch die Stechpalme (Ilex aquifolium) für kräftige Grüntöne im Garten, wenn sich viele andere Pflanzen schon zurückgezogen haben. Die Blätter der Stechpalme sind auffallend ledrig und dornig gezackt. Sie bilden einen tollen Kontrast zu den leuchtend roten Beeren, die während des ganzen Winters zwischen dem Grün hervorblitzen. Ein am Palmsonntag gesegneter Stechpalmenzweig soll dem Volksglauben nach vor bösen Dämonen und Blitzschlag schützen. Überhaupt scheinen Baum und Mensch einfach unwiderruflich zusammen zu gehören: „... und so wohnen sie [die Obstbäume] alle nah und dem Menschen befreundet ums Haus, umhegen das Dorf und betten es liebevoll in die Landschaft, werden mit den Kindern alt und jeden Frühling wieder jung, in ihrem Wachsen, Blühen und Fruchten hat unser Leben sein frömmstes Gleichnis." (Josef Leitgeb: Von Blumen, Bäumen und Musik, 1947).

Quelle: PdM
Weitere Informationen: www-colour-your-life.de

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